Ist Sozialismus sozial?

(Lesedauer: 3 min.)

Kapitalismus mag nicht das Nonplusultra sein, er hat seine Schwächen. Wenn man sich marxistisch-leninistisch geprägte oder kommunistische Staaten auf dieser Erde anschaut, muss die Frage erlaubt sein, ob deren Sozialismus aber der bessere Weg wäre, oder ob eine auf Kapitalismus basierende Gesellschaftsform vielleicht nicht doch das geringere Übel ist?

Auf diese Frage versuche ich meine persönliche Antwort zu finden, mit diesem Text.

Gänzlich ungezügelter Kapitalismus treibt Blüten die schädlich sind, er braucht darum soziale (nicht sozialistische!) Regeln und Schranken. Ein völlig freier, unregulierter Markt hätte tatsächlich die Tendenz jeglichen sozialen Aspekt aus der Sicht zu verlieren. In Deutschland und den meisten anderen kapitalistisch-marktwirtschaftlichen Ländern leben die Menschen jedoch in einem teilregulierten System „sozialer Marktwirtschaft“, welches Leistungsträgern Erfolgsperspektiven bietet und Leistungsschwachen ein Sozialsystem als Stütze.

Wo es Licht gibt, ist auch Schatten und es gibt ganz bestimmt Verbesserungspotential, das stellt glaube ich niemand in Frage. Zweifelsohne gibt es Finanz- und Konzernmächte die ihre Wirtschaftsinteressen verfolgen ohne Rücksicht auf Verluste in sozialer oder ökologischer Hinsicht. Der soziale und auch ökologische Anspruch dieser kapitalistischen Wirtschaftssysteme dürfte durchaus gestärkt und mehr in den Fokus gerückt werden, hierzulande und global. Aber das schafft man doch nicht mit sozialistischen Forderungen à la Kevin.

„Sozialistisch“ hat nur bedingt was mit „sozial“ zu tun, auch wenn’s ähnlich klingt.

Und Ökologie bzw. Naturschutz wird in den mir bekannten sozialistischen Staaten generell nicht sonderlich groß geschrieben.

Wenn man sich diesen Erdball mal anschaut, aktuell heute wie auch historisch rückblickend, muss man feststellen dass die sozialistischen Staaten mit ihren Planwirtschaften die Lebenssituation der Menschen nicht verbessern. Im Hinblick auf diese Alternativen sind Kapitalismus und Marktwirtschaft vielleicht doch nicht so böse.

Der Niedergang des Kommunismus in der UdSSR, dem sog. Ostblock und den vielen mit ihm verbandelten Nationen im Rest der Welt gegen Ende der 1980er, Anfang der 1990er Jahre erfolgte weitgehend gewaltfrei. Das System krankte in sich und fiel darum mehr oder weniger von alleine zusammen.

Wenn Westmächte „nachgeholfen“ haben (militärisch oder anderweitig), schielten sie mit ihren Allmachtsfantasien auf jene Länder die Bodenschätze wie bspw. Gas- oder Ölvorkommen haben. Ob die sozialistisch waren oder nicht, spielte bei diesen rein ausbeuterisch motivierten (und selbstverständlich zu verurteilenden) Eingriffen keine wesentliche Rolle.

Und mal ehrlich: in welchen der Länder die den Sozialismus und planwirtschaftliche Systeme hinter sich gelassen haben, geht es der Gesamtbevölkerung im Großen und Ganzen heute schlechter als zu sozialistischen Zeiten? So spontan weiß ich keines.

Liegt vielleicht auch daran, dass der Mensch ansich nicht sonderlich kommunistisch veranlagt ist, von seinem Naturell her nicht für den Sozialismus geschaffen ist. Dazu sehr lesenswert der folgende Link:

Warum der Sozialismus nicht funktioniert (von Andreas Kern)

Sozialismus und Planwirtschaft bedeutet immer Zentralisierung und Kollektivierung, folglich die Aufgabe von persönlicher Freiheit, von Individualrechten, von Selbstbestimmung. Sich in seiner Individualität unterzuordnen, eigene Werte und Wünsche hinter die eines Kollektivs zurück zu stellen und auch auf persönlichen Erfolg aus eigener Leistung zu verzichten, das verlangt der Sozialismus. Alles dient ausschließlich dem großen Plan.

Es ist somit in gewisser Weise eine Form von Despotismus. Wenn überhaupt, funktionierte Sozialismus nur unter totalitärer Führung.

Der Sozialismus verträgt sich deswegen schlecht mit der Demokratie und dem Volk als Souverän.

Wer der Führung des Kollektivs nicht blind vertraut, wer mitbestimmen will, sich als Individuum sieht und frei denkt, der hat ein Problem im Sozialismus. Der Sozialismus geht mit aller Härte gegen Individualisten vor. Sie sind die Feinde dieses Systems, bringen das Kollektiv und „den Plan“ in Gefahr und werden mit teils drastischen Methoden verfolgt und eliminiert. Dafür ist die Aufgabe rechtsstaatlicher Prinzipien notwendig, wie man historisch und bis heute in vielen (gar allen?) sozialistischen Ländern sieht. Oder welches sozialistische Land hat denn ein humanes Rechtssystem?

So entstand übrigens auch der Nationalsozialismus und welche Folgen der hatte, ist uns allen bekannt.

Vielleicht gibt es das völlig ideale System gar nicht. Der Sozialismus ist von einem Ideal jedoch weiter entfernt als es der Kapitalismus jemals war und sein wird.

Mir ist es ein Rätsel, wie man sich den Sozialismus herbeisehnen kann. Nach meiner Wahrnehmung komme ich zu dem Schluss:

Sozialismus finden nur jene Menschen erstrebenswert, die nicht in ihm leben müssen.

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